Nepal ist eines der ärmsten Länder der Welt. Perspektivlosigkeit, schlimme Umweltkatastrophen und extreme Geschlechterungleichheitentreiben viele Menschen in die Arme des illegalen Menschenhandels. Die Opfer leiden unter unwürdigen Arbeitsbedingungen fernab der Heimat und kehren oft als Invaliden nach Nepal zurück. Besonders arme, benachteiligte und schlecht ausgebildetet Menschen sind einem hohen Risiko ausgesetzt: Sie werden Opfer von Schleuser_innen, die ihre Hilflosigkeit ausnutzen.

Falsche Hoffnungen und Versprechen

Menschenhandel ist ein großes Problem in Nepal. Besonders betroffen sind Menschen aus armen ländlichen Regionen. Dort herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, Nahrungsmittelknappheit und ein hohes Risiko für Umweltkatastrophen. Kaum jemand weiß über die Gefahren des Menschenhandels Bescheid, da es kaum Aufklärung darüber gibt. Viele Menschen, die an Hunger und sozialer Ausgrenzung leiden oder von den häufig auftretenden Naturkatastrophen gefährdet sind, sehen sich durch diese Umstände gezwungen, in andere Länder zu migrieren, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Oft werden sie mit falschen Versprechungen auf ein besseres Leben aus ihrer Heimat weggelockt. Schlepper nutzen diese Situation aus und bringen nepalesische Bürger_innen illegal über die Landesgrenzen. In Indien, dem Nahen Osten oder Malaysia erhoffen sich die Menschen eine gute Arbeit zu finden. Doch viel zu oft fehlen ihnen dafür die nötigen Qualifikationen.  Daher sind sie gezwungen, jede Art von Arbeit anzunehmen, die ihnen angeboten wird. Die Migrant_innen müssen erniedrigende, gefährliche und unterbezahlte Arbeit erledigen. Frauen werden in vielen Fällen zu Sexarbeit gezwungen. Viele Opfer des Menschenhandels, die nach Nepal zurückkehren, kommen mit bleibenden Verletzungen oder Behinderungen zurück, die sie während ihrer Arbeit im Ausland erlitten haben.

Gefahren des Menschenhandels aufdecken

Im mittleren Westen Nepals sind vier Distrikte mit insgesamt fast 2 Millionen Einwohner_innen einer besonders hohen Gefahr des Menschenhandels ausgesetzt. In dieser Region befinden sich die Transitpunkte für die Grenzüberquerung nach Indien. Dort herrscht eine hohe Arbeitslosigkeit, wenig Bildungsmöglichkeiten und ein hohes Risiko für Umweltkatastrophen, was die Menschen anfällig für den Menschenhandel macht. In der Bevölkerung und bei den lokalen Behörden herrscht ein mangelndes Bewusstsein über diese Problemzusammenhänge. Gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation International Nepal Fellowship (INF) setzen wir uns in den vier Distrikten für die Verbesserung der Lebensgrundlage der dortigen Bevölkerung ein. Wir unterstützen bestehende Selbsthilfegruppen, in denen Aufklärungsarbeit über die Gefahren des Menschenhandels geleistet wird und Methoden zur Verbesserung der Lebensgrundlagen entwickelt werden.

Vorsorge und Nachsorge

Die Unterstützung der Selbsthilfegruppen kommt vor allem Frauen zugute, die besonders vom Menschenhandel gefährdet sind. Sie profitieren von Schulungen zu Ernährungssicherheit und Geschlechtergerechtigkeit und erhalten Weiterbildungsmöglichkeiten. Dadurch verbessert sich die Lebenssituation der Frauen, was sie weniger anfällig für den Menschenhandel macht. Eine weitere Zielgruppe der Selbsthilfegruppen sind Menschen mit Behinderungen. Viele haben ihre körperlichen Verletzungen durch den Menschenhandel erlitten. In den Selbsthilfegruppen werden sie über die Möglichkeiten der Einkommensgenerierung geschult und sie erhalten eine gesundheitliche Versorgung. Die lokalen Behörden wie Polizei und Regierungsangestellte erhalten ebenfalls Schulungen, um Schleuser zu erkennen und potenziellen Menschenhandel somit vorzubeugen und zu verhindern. In den Projektregionen werden auch Jugendclubs und Schulen an dem Projekt beteiligt, um bereits junge Menschen für das Thema und die Gefahren des Menschenhandels zu sensibilisieren.

Spürbare Erfolge

Durch das Projekt konnten bereits viele Familien und Personen, die akut vom Menschenhandel bedroht sind oder aus anderen Ländern zurückkehren konnten, geholfen werden: Die Finanztrainings sind erfolgreich, sodass mehr und mehr Menschen bereits ein eigenes Einkommen generieren. Die Menschen verdienen mit der Haltung von Ziegen oder dem Betrieb eines Marktstandes ihren Unterhalt. Zudem ist das Bewusstsein der Bevölkerung und der Behörden für die Gefahren des Menschenhandels durch die Projektmaßnahmen gestärkt. All dies trägt dazu bei, dass weniger Personen in Nepal in den Menschenhandel geraten.